Energiewende am Strom

Schwerelos zieht der Weißhaarige bei Flusskilometer 2741 vorbei. Heftigem Westwind zum Trotz. Wer in diesen frühen Frühjahrstagen entlang der Donau Rad fährt, kann es nicht übersehen, auf der Asphaltpromenade Ulms ebenso wie in den Auen vor Erbach  oder entlang der güllegetränkten Äcker Günzburgs: Die Energiewende ist da. Nur  anders als geplant. Neun von zehn Donauradler haben auf E-Bike umgesattelt.

Kein schweres Atmen, kein verhaltenes Keuchen, nur das Säuseln des Akkus. Akkustisch gesehen ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber sonst? Eine Pest. Weniger unten an der Donau, da ist Luft für Toleranz. Aber oben im Allgäu oder auf der Schwäbischen Alb bedauert jeder Radler, der den Wind von vorne bekommt, den Tag, an dem Menschen ihr klappbares City-Bike oder Holland-Rad mit Einkaufskorb gegen das Elektrische eingetauscht haben.

Kein steiler Gipfel, kein noch so abgelegenes Tal, wo nicht knallbunt gedresste E-Biker aufkreuzen. Letztes Jahr wurden deutschlandweit fast eine Million E-Bikes verkauft – Tendenz steigend. Allein im Südwesten starben zuletzt 15 E-Biker, Strom tötet. Offenbar ist der gemeine Pedelec-Fahrer mit Tempo 25 überfordert. Nun soll nachgeschult werden.

Vielleicht sollte in den Kursen nicht nur übers korrekte Kurvenfahren oder maßvolle Bremsen gesprochen werden, sondern über schönsten Nebeneffekt des akkufreien Radelns: Es macht fit. Der Kreislauf rotiert, nicht der Motor. Das Herz pumpt. Wie bei den Ruderern in der Mitte des Stroms. Oder haben wir da im auffällig schnellen Vierer ohne Steuermann gerade das Surren eines Akkus gehört?

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